Susan Wintsch: Der Garten im Haus

Vor einiger Zeit hat die Künstlerin das Terrakotta-Gefäss Pausentopf gefunden, in dem sie jeweils den Kaffeesatz kippt. Gelegentlich rührt sie das Pulver, das sich seit Monaten anhäuft, um, damit es nicht schimmelt. Dies gibt der Künstlerin die Sicherheit, immer Arbeit zu haben, wie sie in einem ihrer Künstlerhefte schreibt – ein Hinweis auf die prekäre Existenz der Unabhängigkeit. Darüber gibt die Schriftenreihe Im Atelier Auskunft. Den erwähnten Kaffeesatz lässt sie übrigens in einer Papierserviette leicht antrocknen, bevor sie ihn in den Topf schüttet, um daraus wiederum Arbeiten zu gewinnen, nämlich die Kaffeelandschaften, die mit Tusche- und Goldzeichnungen um die Mokkaflecken gezeichnet sind. In diesem Zusammenhang sind auch die Zeichnungen und Objekte mit Zucker als Material entstanden.

Die Wand in Nebenraum ist mit kleinteiligen Aquarellen zur Garten Arbeit gefügt. Seit Jahren malt die Künstlerin in Botanischen Gärten, oft in Basel. Immer geht es darum, ein Bild zu malen, das sie chronologisch und ohne qualitative Selektion, einem Mosaikstein ähnlich, an die vorangehende Zeichnung anstückt. Der malerische Blick auf die Pflanzen wiederum fliesst in die Beschäftigung mit Blumen, etwa in die Löwenzahnblüte, aus der die Künstlerin Honig seiht und Likör braut – für die Pausen. Den Blütenüberschuss formt sie zu Kugeln in Lehm, die in einer Schachtel wie Pralinen sortiert sind. So entsteht Stück für Stück eine künstlerische Position, die sich beinahe selbstversorgend umkreist.

Saaltext für die Ausstellung Der Garten im Haus, 2015