Nachdem ich beschlossen hatte, immer weiter den Satz meiner Kaffeepausen zu sammeln, erstand ich einen grossen, dunkelbraunen Terrakottatopf. Er erinnert mich an die Gefässe auf orientalischen Märkten und schien mir sofort der richtige Topf für meinen gesammelten Kaffeesatz. Der bis jetzt, während zirka zwei Jahren, gesammelte Kaffeesatz wird knapp einen Viertel dieses Topfes füllen. In diesem Satz sind Solo-Kaffeepausen enthalten, sowie Kaffeepausen mit Freunden. Die Sammlung enthält müde und muntere, bedeutungsvolle und belanglose, inspirierte und routinierte Kaffeepausen.
Der Kaffeesatz wird auf verschiedene Arten getrocknet, in einer Papierserviette zum Beispiel – der Abdruck des Kaffees ergibt Landschaften, die mir einen Grund zum Zeichnen geben. Im vorgetrockneten Kaffeesatz rühre ich immer wieder, so dass kein Schimmel entsteht. Ist er wirklich ganz durchgetrocknet, wird er dann in den grossen Terrakottatopf gefüllt, der erst in zwei, drei Jahren voll sein wird. Ich kann also noch mehrere Jahre weitersammeln und werde dann irgendwann einen grossen Topf voller Pausen haben. Dieser Zeithorizont gibt mir die Sicherheit, immer etwas zu tun zu haben – sei es auch nur Kaffee zu trinken und Kaffeesatz zu sammeln.
veröffentlicht in: In der Fabrik – Heft Nr. 8 – Im Atelier, Vexer Verlag, 2017