Isabel Zürcher: Skulpturen

Eine dreiteilige Video-Installation von Esther Hiepler in den Bürogebäuden der Roche Kaiseraugst, 2005

Der Flachbildschirm am Weg zwischen Stempeluhr und Durchgang zu den Büros erinnert an Überwachungsmonitore auf Flughäfen, Bahnhöfen oder in Kaufhäusern. Dies nicht nur, weil er sich räumlich mit der Erfassung der Arbeitszeit und also mit einer Kontrolle verschränkt: das Videobild simuliert einen direkten Einblick ins firmeneigene Lager- und Verpackungszentrum. Von unsichtbarer Steuerung angetrieben, benötigen dort Roboter und Förderbänder eine ähnliche Kontrolle wie jene, der sich die Roche-Mitarbeitenden am Anfang und am Ende eines Arbeitstages unterziehen.

Esther Hieplers Zugriff auf den Projektauftrag geht ganz vom konkreten Ort aus. Hier erkundete die Künstlerin das Areal, suchte das bewegte Bild in Produktions- und Vertriebsstätten. In drei Video-Loops lässt sie Ausschnitte des Raums als Bühne erscheinen. Palette, Harrassen und Roboter beschreiben wie stumme Protagonisten immer wieder dieselben Bewegungen: rechtwinklige Gebinde gleiten vor und zurück. Ein Roboter fasst ein Paket, hebt es, dreht es, setzt es ab. Ein in Plastik gehüllter Zylinder wird wie auf einem Sockel vom Förderband langsam fort getragen.

Parallel zur konkreten bildnerischen Recherche forderte die Künstlerin die Lektüre von anderen Kunstwerken heraus. Sechs Autorinnen und Autoren waren gebeten, in wenigen Zeilen Skulpturen im Besitz der Firma Hoffmann-La Roche in Sprache zu fassen: eine immaterielle Nachbildung und ein Angebot, dreidimensionale Körper in der Vorstellung neu entstehen zu lassen. Von professionellen Sprechenden aufgezeichnet, sind Fragmente der Texte über einen Zufallsgenerator mit dem Videobild zusammen geführt. „Sieben vielleicht faustgrosse Kugeln ordnen sich kreisend um eine ungefähre Mitte, die von der grössten besetzt wird.“ Oder: „Die obere Kante ist waagrecht, mit einer nach unten gewölbten Delle in der Mitte.“ – Die professionelle Sprechweise lässt am Gesagten keinen Zweifel. Dennoch öffnen sich Lücken zwischen Text und Bild, nur sporadisch gehen Wörter mit Bildern ein Bündnis ein. Während sich die Bewegung allmählich als Leerlauf entpuppt, werden die Dinge selbst zum Ausgangspunkt von Gedanken über Volumen und Oberflächen. Der Strom der langsamen Verschiebungen wird zum skulpturalen Ereignis, das diskret Mass nimmt an unsichtbaren Körpern in einem anderen Raum.